Historie

Die Geschichte von Sehusa

Seesen, vor über 1.000 Jahren genannt Sehuson, eine kleine Ansiedlung von Fischerhütten gelegen zwischen Seen und Sümpfen am Rande undurchdringlicher Harzwälder, tauchte erstmals aus dem Nebel der Frühgeschichte auf, als der junge Kaiser Otto II. im Jahre 974 diesen Ort mit drei weiteren Ansiedlungen dem Marienkloster Gandersheim schenkte, welches durch die Schwächen der Menschen dahingesunken war, wie es in der Chronik heißt. Wie klein müssen diese Orte gewesen sein, wenn in ihnen nur 20 unfreie Familien wohnten, die zu der Schenkung gehörten und nun Frondienste für das Kloster leisten mussten.
Die Seesener Einwohner sowie verschiedene Vereine und Gruppen stellen diese Stadtgeschichte von den Anfängen bis zum Rokoko zur Schau.

Die „Heilige Lanze“ und die deutsche Kaiserkrone im großen Festumzug
In unserem großen Festzug reitet der Kaiser mit seiner Gemahlin Theophano, einer byzantinischen Prinzessin, an der Spitze. Vor ihm wird die deutsche Kaiserkrone (Nachbildung) getragen, die für seinen Vater Otto I. angefertigt wurde. In ihrer achteckigen Form ist sie einmalig in der ganzen Welt. Die „Heilige Lanze“(Nachbildung), die mitgeführt wird, ist die wertvollste Reliquie der Christenheit - ist doch ein Nagel vom Kreuz Jesus in sie eingearbeitet. Mit einer Lanze stach der römische Hauptmann Longilus Jesus in die Seite, um seinen angeblichen Tod festzustellen. Es wird ihr eine magische Kraft nachgesagt die jedem Herrscher, der sie in der Schlacht mitführte, den Sieg bringen würde.
Dem Kaiser folgen Häuptlinge der Stämme die sich ihm unterworfen haben.

Die Sage vom Silberhohl
Im Jahr 1268 erscheinen in der Seesener Geschichte Wulfardus und Jutta von Pedel. Sie sind die Hauptfiguren in der „Sage vom Silberhohl“. Diese wird als eindrucksvolles Schauspiel am Sonnabend vor der Burg Sehusa aufgeführt.
Das Silberhohl in der Nähe von Seesen ist heute ein Naturschutzgebiet. An dessen Rand stand die Hühn’sche Burg, die der Sage nach während eines Gelages der Raubritter in der Erde versank. Im Umzug sieht man Wulfardus mit seinem wüsten Gefolge und seiner gütigen Tochter Jutta. Sie beschenkte Arme und Kranke und ist jetzt noch als weiße Gestalt in der Johannisnacht am 24. Juni im Silberhohl zu sehen, als suche sie die versunkene Burg.

Der Blitzschlag und die Kirchenspitzen
Um 1300 wurde die St. Vitus Kirche erbaut, das älteste Bauwerk unserer Stadt. Heute ist nur noch der Turm mit einer Haube aus dem Jahr 1770 vorhanden. Die ursprünglichen zwei Spitzen wurden abgerissen, da sie vom Blitzschlag beschädigt waren. Scholare führen ein Modell der Kirche in ihrer ursprünglichen Form im Umzug mit.

Der Einäugige und das Stadtrecht

Im Jahr 1428 erwachte Seesen aus der dumpfen Zeit des Mittelalters. Der Ort bekam einen Aufschwung durch den umsichtigen Herzog Otto von Göttingen und Braunschweig, genannt der Einäugige. Er begründete die Schützengilde, die Schutten, und verlieh Seesen das Stadtrecht. 

Hier steht er mit seiner Gemahlin Agnes auf dem Festwagen der Burg Sehusa, die von Herzog Albrecht I. von Braunschweig-Lüneburg um 1250 erbaut wurde. Das Datum geht aus einem Strafbefehl hervor, in dem Herzog Albrecht I. beschuldigt wird, das Holz zum Bau aus dem Forst der Mönche aus Walkenried gestohlen zu haben. Dieser Schaden wurde aber von seinem Sohn, Herzog Heinrich dem Wunderlichen, ersetzt. Er schenkte den Mönchen ein großes Waldstück. Am 14. Juli 1664 wurde die Burg bei einem großen Stadtbrand zerstört und 1699 in etwa der heutigen Form wieder erbaut. 

Herzog Otto den Einäugigen umgeben die Ritter von Sehusa zu Pferde und zu Fuß, ebenso die Schildknappen und die Pagen. Es folgen die Schutten mit dem großen Trebuchet: Eine Steinschleuder, mit der früher nicht nur Steine und Feuerkörbe verschossen wurden…

Das Kriegsgeschehen
Vor dem Jagdschloss wird in einer mittelalterlichen Belagerungsszene diese Steinschleuder eingesetzt. Ebenso der über fünf Meter hohe Belagerungsturm, der dazu diente, hohe Mauern zu überwinden.
Diese Kriegstechnik gab es schon zu Zeiten der Kreuzzüge.
Mit einem Belagerungskorb aus Weidengeflecht, der über den Körper bis zum Knie gesetzt wurde, schützten sich die Männer, die ohne Deckung Hilfsarbeiten leisten mussten. Auch diese Methode gehörte zur damaligen „Kriegskunst“.
Die Ritter zu Pferde zeigen ihre Geschicklichkeit im Kranzstechen und die Ritter zu Fuß messen sich im Zweikampf mit blanken Schwertern.
Die Pagen huldigen dem Herzog mit einem Schreittanz.
Die Bären auf dem Jagdwagen, der im Umzug zu sehen ist, erinnern an das Bärental bei Seesen. Ein weites romantisches Waldgebiet. 1788 wurde der letzte Bär im Harz geschossen. Dem Wagen folgen die Schutten und die Waldleute.

Die fröhliche Gesellschaft
Gegenüber dem Brau- und Hochzeitshaus, erbaut 1592, sitzt eine fröhliche Hochzeitsgesellschaft, die von Gauklern und Spielleuten unterhalten wird. Gäste sind dazu herzlich eingeladen.

Buntes Treiben auf dem Markt
Der Markt zur Zeit der Renaissance, als Seesen das Marktrecht erhielt, befindet sich im Schlosspark mit vielen Ständen der Handwerker und dem großen Lager der Ackerbürger. Diese haben die Geräte mitgebracht, mit denen man früher die Felder bestellte. Eine Menge Tiere dürfen nicht fehlen: Schafe, Ziegen, Kühe, Schweine, Hühner, Gänse und Esel. 1745 wurde Seesen zur Ackerbürgerstadt erklärt. 

Für die Kinder gibt es auf dem Markt natürlich noch mehr zu erleben: Ein Puppentheater, Bogenschießen, Geschicklichkeitsspiele und Hexe Flatterbein, die vor ihrem Hexenhaus sitzt und Geschichten für Groß und Klein erzählt – aus längst vergangenen Zeiten.

Die große Schlacht von Lutter am Barenberge
Im 30-jährigen Krieg (1618-1648) überfielen die katholischen Truppen des Grafen Tilly Seesen. Sie plünderten und verbrannten die Stadt und zogen zehn Kilometer weiter in die große Schlacht von Lutter am Barenberge, wo sie den evangelischen Dänenkönig Christian besiegten. Die Schlacht begann am 27. August 1626 morgens um 11:00 Uhr. Am Abend bedeckten 10.000 Tote das Feld. Die Gefangenen wurden erhängt. Beim Sehusafest wird eine Schlachtszene nachgestellt mit Kanonieren, Musketieren und Pikenieren. Am Sonntag um 11:00 Uhr ziehen Tillysche Kanoniere mit Kanone über die Landstraße von Münchehof nach Seesen, der ehemaligen Heerstraße.

Vor dem fürstlichen Jagdschloss, erbaut 1707, des damaligen Herzogs zu Braunschweig, finden sämtliche Vorführungen statt.

Tänze aus dem Rokoko
Den Abschluss bilden Tänze aus dem Rokoko mit Damen und Herren in prächtigen Kostümen, sowie einer Kindergruppe, die sich mit goldenen Bällen und Blumengirlanden vergnügt. Zu den Klängen zeitgenössischer Musik wird eine hervorragende Quadrille geritten von Offizieren in den Uniformen der Garde du corps. In der nahen St. Andreas Kirche, erbaut 1701, erklingt Musik des Barock.

Leibliches Wohl und feuchtfröhliches Vergnügen
Speys und Trank wie zur Zeit der Renaissance gibt es reichlich in Tavernen und Schänken auf dem Markt. Gebratenes, Gesottenes, Gebackenes und mancherlei Gebräu. Und wenn dann der würzige Duft der Holzfeuer über den Markt zieht und die Weisen der Spielleute auf historischen Instrumenten zu hören sind, dann ist wieder Sehusafest in Seesen.

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