Sehusa Musketiere
Im 30-jährigen Krieg (1618-1648) überfielen die katholischen Truppen des Grafen Tilly Seesen. Sie plünderten und verbrannten die Stadt und zogen zehn Kilometer weiter in die große Schlacht von Lutter am Barenberge, wo sie den evangelischen Dänenkönig Christian besiegten. Die Schlacht begann am 27. August 1626 morgens um 11:00 Uhr. Am Abend bedeckten 10.000 Tote das Feld. Die Gefangenen wurden erhängt. Beim Sehusafest wird eine Schlachtszene nachgestellt mit Kanonieren, Musketieren und Pikenieren. Am Sonntag um 11:00 Uhr ziehen Tillysche Kanoniere mit Kanone über die Landstraße von Münchehof nach Seesen, der ehemaligen Heerstraße.
Der große Treck
Elisabeth Paetz-Kalich, Begründerin des Sehusafestest, hat 1989 den großen Treck der Sehusa-Musketiere begleitet. Ihre Eindrücke daraus hat sie in einem spannenden Bericht festgehalten. Viel Spaß beim lesen.
Naturlich war die Welt damals nicht in Ordnung, denn es herrschte der 30-jährige Krieg und Elend und Tod waren stets gegenwertig. Aber dennoch wird es ein paar bescheidene glückliche Momente gegeben haben, die man umso intensiver empfunden hat.
Also zogen wir nicht etwa planlos durch die Gegend, denn alles wurde bis ins Detail genau durchdacht und vorbereitet. Denn heutzutage gibt es Behörden, Polizei, Schießerlaubnis oder Verbote. Auch mussten Pferde für unsere 3 Marketenderwagen besorgt werden und die Orte, in denen wir lagern wollten mussten besichtigt werden. Also alles Dinge, die vorher genau geprüft werden mussten. Unser Hauptmann Voges, der wie Tilly persönlich aussieht, und seine Offiziere, haben viele Stunden mit diesen Vorbereitungen verbracht.
Und schließlich ging es los.
Musketiere, Fähnrich, Trommler, Marketenderinnen, ein paar Kinder waren auch dabei. Wir waren ungefähr 70 an der Zahl.
Mit 3 Marketenderwagen zogen wir morgens vor das Rathaus in Seesen. Bürgermeister Gehrke verabschiedete uns und überreichte uns eine 1 Meter lange Mettwurst als Wegzehrung.
Es ist ein sonderbares Gefühl, langsam durch die Natur zu ziehen. Man sieht jede Blume am Wege, hört die Vögel und atmet den Duft der reifen Kornfelder. - Man fühlt sich frei.- Am Straßenrand standen machmal Bekannte aus Seesen, die auf uns gewartet hatten und vielleicht eine halbe Stunde gefahren waren, während wir schon einen halben Tag unterwegs waren. In den Dörfern standen Leute hinter den Zäunen und winkten uns zu... „Wo wollen die hin?“
„Die gehen jetzt in eine andere Zeit.“
Gegen Abend waren wir bis Cramme gekommen. Der Bürgermeister und seine Ratsherren kamen uns entgegen. Alle im schwarzen Talar. Der Bürgermeister hatte zum Zeichen seine Amtes eine Bürgermeisterkette aus goldenen Schokoladentalern um den Hals. Unser Hauptmann bat ihn in ausgewählten Worten um Einlass in seinen Ort. Der Bürgermeister gewährte es ihm, indem er sich ebenso korrekt der historischen Formulierung bediente.
Wir lagerten auf dem Sportplatz, wo unsere Vorhut schon zwei große Zelte aufgeschlagen hatte. Der Boden war dick mit Stroh bedeckt.
Die Dorfbewohner kamen und manche setzten sich schüchtern zu uns. “Alles so hübsche Frauen.“ sagte eine mit Blick auf die Marketenderinnen.
Die Pferde waren abgeschirrt und grasten friedlich, schnaubten manchmal und stampften mit den Hufen.
Das Feuer knisterte.
Die Gespräche klangen gedämpft und murmelnd.
Die Landsknechtstrommel, die der Trommler im Hintergrund schlug, klang mit ihrem eintönigen Schlag bedrohlich.
Der Mond ging auf.
„Was ist das für eine schwarze Gestalt, die zwischen den Bäumen steht?“
„Das ist der Tod, der alle Landsknechte begleitet und der reiche Ernte in der Schlacht von Lutter am Barenberg halten wird - Denn 10 000 von ihnen wird er am 27. August mit in sein Reich nehmen..“
Wir legten uns in das weiche Stroh.
Träumten wir oder waren wir in einer anderen Zeit angekommen?
Am nächsten Morgen schien die Sonne. Wir rappelten uns auf, zwar etwas lahm, aber es ging. Wer wollte, konnte sich im Sportheim im kalten Wasser waschen. Ich wollte nicht. Früher gab es auch nicht so einen Luxus. Hände und Gesicht mussten erstmal genügen.
Die Pferdeknechte, die unter den Marketenderwagen geschlafen hatten, wie es alter Brauch war, schirrten ihre Pferde an. Die Nachhut baute das Lager ab.
Wir zogen weiter Richtung Heinde.
Der Fähnrich führte uns auf den abgeernteten Feldern Reitkunststücke vor, wobei er die 2 Quadratmeter große Fahne schwenkte. Es war ein großartiger Anblick.
War das damals auch so um die Truppe zu unterhalten?
Wie lange waren wir nun schon unterwegs?
2 Wochen ? 2Monate? Nein, es waren nur 2 Tage.
Das Zeitgefühl hatte sich verändert.
Am Abend waren wir in Heinde, kurz vor Hildesheim.
Die Dorfbewohner hatten ein großes Lagerfeuer aufgerichtet und erwarteten uns neugierig.
Der Bürgermeister, ein distinguierter, schlanker Herr in hellgrauem Anzug begrüßte uns würdevoll.
Wir aßen von unserem Proviant, den jeder in Körben für sich mitgebracht hatte. Von wegen Grillen und Bier trinken - so etwas kannte man früher nicht.
Einige Seesener kamen und setzten sich zu uns.
Ebenso meine Tochter, die im Landknechtskostüm aus ihrem Camaro stieg... So begegneten sich zwei Welten...
Unsere Obermarketenderin raffte ihre Röcke ein wenig und stolzierte zum eintönigen Schlag der Landsknechtstrommel um das lodernde Feuer herum. Der graumellierte Bürgermeister wie ein Storch im Salat hinter ihr her, wobei er die Knie besonders hochriss. Er dachte scheinbar, das wäre ein sehr bedeutendes Ritual - wir klatschten begeistert im Takt dazu. Es war keine atemberaubende Vorführung, wie man das heutzutage erwartet hätte, es war eine kleine lustige Szene, wie sie früher hätte auch stattfinden können.
Am nächsten Morgen schien die Sonne vom blauen Himmel, aber es bildeten sich schon ein paar Schleierwolken. Ein schlechtes Zeichen. Es wird Regen geben...
Wir hatten noch 40 Km vor uns. Weit in der Ferne konnte man schon nicht mehr den Horizont erkennen. Er hatte sich mit dem Himmel vermischt. Die Autos, die uns entgegenkamen, waren nass. Graue Wolken, die immer mehr und größer wurden, trieb der aufkommende Wind schnell vor sich her.
In der Ferne hörte man leise, dann immer lauter den Donner.
Wir waren in freier Landschaft und hatten noch viele Kilometer vor uns... Keine Unterstellmöglichkeit um das Gewitter abzuwarten... Wir mussten weiter.
Blitze zuckten quer und senkrecht über den blau-schwarzen Himmel und der Regen peitschte uns entgegen. Die Pferde wieherten. Bloß schnell weiter...
Und dann ergoß sich ein wahrer Wolkenbruch über uns.
Wir waren sofort klatschnass bis auf die Haut.
Vor uns sahen wir ein einsames Haus.
Es war ein Wirtshaus...
Es war die Mordmühle!
Die Tür war nicht verschlossen. Wir stürmten rein.
Kalte abgestandene Luft schlug uns entgegen. Es roch nach kaltem Tabakrauch... Unsere Kleidung triefte vor Nässe und es bildeten sich Pfützen.
Zwei ältere Frauen, die Besitzerinnen des Hauses, betrachteten uns stumm und abwartend.
Sie waren grau... Graue Kleider, graue wollene Schultertücher, graue Haare und graue Gesichter.
„Wir müssen etwas bestellen.“ sagte eine Marketenderin. Sie brachten uns eine übergroße Kanne Kaffee...
Einer steckte einen Silberling in das Orchestrion, das in der Ecke stand. Ein ohrenbetäubender Lärm von undefinierbaren Instrumenten erschütterte den Raum und unterstrich die unwirkliche Szene.
Warum heißt das Mordmühle? Wen hat man in diesem einsamen Haus ermordet?
Es ist keine Sage, es ist Geschichte.
Vor langer Zeit, als der Müller mit seiner Familie im Pferdeschlitten zur Weihnachtsmesse gefahren war, und die Magd allein im Haus blieb, schlichen Räuber zur Mühle, denn es hieß, der Müller hätte viel Geld im Haus versteckt. Die Räuber wollten durch das “Wellenloch“ ins Haus kriechen. Aber sie wussten nicht, dass die Magd sie schon mit einem Beil erwartete. Als der erste Räuber nichtsahnend seinen Kopf durch das Loch gesteckt hatte, schlug sie zu und zog den leblosen Körper leise nach. Dem nächsten Räuber erging es ebenso.
Es waren zuletzt neun an der Zahl, die die tapfere Magd auf diese Weise erledigte. Daher der Name “Mordmühle“.
Der Regen hatte aufgehört. Die Sonne stahl sich durch kleine Wolkenlücken.
Vor dem Wirtshaus standen mehrere Autos und ein Kleinbus.
Wie waren wieder in der Gegenwart.
Auf der Straße rauschten Autos durch Pfützen...
„Papa, was sind das für Leute?“
„Das sind Landsknechte, die kommen aus der Vergangenheit.“
„Können wir auch mal dahin?“
„Das wollen wir nachher mit Mama besprechen.“
„Vielleicht kommt sie mit."
Mache fuhren nun mit Autos nach Seesen. Die anderen mit Marketenderwagen und zu Fuß.
Bis Seesen werden wir wieder trocken geworden sein.
Denn es war ja Sommer!
Die Sehusa-Musketiere planen zu gegebener Zeit wieder einen Treck. Wer so eine eindrucksvolle Zeitreise miterleben will, oder wer sich überhaupt den Musketieren anschließen möchte, kann sich unter den oben genannten Kontaktdaten in Verbindung setzen.
Es wäre mal etwas anderes, als immer nur Mallorca...
Oder sehe ich das falsch ???
Ich grüße Euch!
Herzlichst
Träumten wir oder waren wir in einer anderen Zeit angekommen?
Am nächsten Morgen schien die Sonne. Wir rappelten uns auf, zwar etwas lahm, aber es ging. Wer wollte, konnte sich im Sportheim im kalten Wasser waschen. Ich wollte nicht. Früher gab es auch nicht so einen Luxus. Hände und Gesicht mussten erstmal genügen.
Die Pferdeknechte, die unter den Marketenderwagen geschlafen hatten, wie es alter Brauch war, schirrten ihre Pferde an. Die Nachhut baute das Lager ab.
Wir zogen weiter Richtung Heinde.
Der Fähnrich führte uns auf den abgeernteten Feldern Reitkunststücke vor, wobei er die 2 Quadratmeter große Fahne schwenkte. Es war ein großartiger Anblick.
War das damals auch so um die Truppe zu unterhalten?
Wie lange waren wir nun schon unterwegs?
2 Wochen ? 2Monate? Nein, es waren nur 2 Tage.
Das Zeitgefühl hatte sich verändert.
Am Abend waren wir in Heinde, kurz vor Hildesheim.
Die Dorfbewohner hatten ein großes Lagerfeuer aufgerichtet und erwarteten uns neugierig.
Der Bürgermeister, ein distinguierter, schlanker Herr in hellgrauem Anzug begrüßte uns würdevoll.
Wir aßen von unserem Proviant, den jeder in Körben für sich mitgebracht hatte. Von wegen Grillen und Bier trinken - so etwas kannte man früher nicht.
Einige Seesener kamen und setzten sich zu uns.
Ebenso meine Tochter, die im Landknechtskostüm aus ihrem Camaro stieg... So begegneten sich zwei Welten...
Unsere Obermarketenderin raffte ihre Röcke ein wenig und stolzierte zum eintönigen Schlag der Landsknechtstrommel um das lodernde Feuer herum. Der graumellierte Bürgermeister wie ein Storch im Salat hinter ihr her, wobei er die Knie besonders hochriss. Er dachte scheinbar, das wäre ein sehr bedeutendes Ritual - wir klatschten begeistert im Takt dazu. Es war keine atemberaubende Vorführung, wie man das heutzutage erwartet hätte, es war eine kleine lustige Szene, wie sie früher hätte auch stattfinden können.
Am nächsten Morgen schien die Sonne vom blauen Himmel, aber es bildeten sich schon ein paar Schleierwolken. Ein schlechtes Zeichen. Es wird Regen geben...
Wir hatten noch 40 Km vor uns. Weit in der Ferne konnte man schon nicht mehr den Horizont erkennen. Er hatte sich mit dem Himmel vermischt. Die Autos, die uns entgegenkamen, waren nass. Graue Wolken, die immer mehr und größer wurden, trieb der aufkommende Wind schnell vor sich her.
In der Ferne hörte man leise, dann immer lauter den Donner.
Wir waren in freier Landschaft und hatten noch viele Kilometer vor uns... Keine Unterstellmöglichkeit um das Gewitter abzuwarten... Wir mussten weiter.
Blitze zuckten quer und senkrecht über den blau-schwarzen Himmel und der Regen peitschte uns entgegen. Die Pferde wieherten. Bloß schnell weiter...
Und dann ergoß sich ein wahrer Wolkenbruch über uns.
Wir waren sofort klatschnass bis auf die Haut.
Vor uns sahen wir ein einsames Haus.
Es war ein Wirtshaus...
Es war die Mordmühle!
Die Tür war nicht verschlossen. Wir stürmten rein.
Kalte abgestandene Luft schlug uns entgegen. Es roch nach kaltem Tabakrauch... Unsere Kleidung triefte vor Nässe und es bildeten sich Pfützen.
Zwei ältere Frauen, die Besitzerinnen des Hauses, betrachteten uns stumm und abwartend.
Sie waren grau... Graue Kleider, graue wollene Schultertücher, graue Haare und graue Gesichter.
„Wir müssen etwas bestellen.“ sagte eine Marketenderin. Sie brachten uns eine übergroße Kanne Kaffee...
Einer steckte einen Silberling in das Orchestrion, das in der Ecke stand. Ein ohrenbetäubender Lärm von undefinierbaren Instrumenten erschütterte den Raum und unterstrich die unwirkliche Szene.
Warum heißt das Mordmühle? Wen hat man in diesem einsamen Haus ermordet?
Es ist keine Sage, es ist Geschichte.
Vor langer Zeit, als der Müller mit seiner Familie im Pferdeschlitten zur Weihnachtsmesse gefahren war, und die Magd allein im Haus blieb, schlichen Räuber zur Mühle, denn es hieß, der Müller hätte viel Geld im Haus versteckt. Die Räuber wollten durch das “Wellenloch“ ins Haus kriechen. Aber sie wussten nicht, dass die Magd sie schon mit einem Beil erwartete. Als der erste Räuber nichtsahnend seinen Kopf durch das Loch gesteckt hatte, schlug sie zu und zog den leblosen Körper leise nach. Dem nächsten Räuber erging es ebenso.
Es waren zuletzt neun an der Zahl, die die tapfere Magd auf diese Weise erledigte. Daher der Name “Mordmühle“.
Der Regen hatte aufgehört. Die Sonne stahl sich durch kleine Wolkenlücken.
Vor dem Wirtshaus standen mehrere Autos und ein Kleinbus.
Wie waren wieder in der Gegenwart.
Auf der Straße rauschten Autos durch Pfützen...
„Papa, was sind das für Leute?“
„Das sind Landsknechte, die kommen aus der Vergangenheit.“
„Können wir auch mal dahin?“
„Das wollen wir nachher mit Mama besprechen.“
„Vielleicht kommt sie mit."
Mache fuhren nun mit Autos nach Seesen. Die anderen mit Marketenderwagen und zu Fuß.
Bis Seesen werden wir wieder trocken geworden sein.
Denn es war ja Sommer!
Die Sehusa-Musketiere planen zu gegebener Zeit wieder einen Treck. Wer so eine eindrucksvolle Zeitreise miterleben will, oder wer sich überhaupt den Musketieren anschließen möchte, kann sich unter den oben genannten Kontaktdaten in Verbindung setzen.
Es wäre mal etwas anderes, als immer nur Mallorca...
Oder sehe ich das falsch ???
Ich grüße Euch!
Herzlichst
Elisabeth Paetz-Kalich
Begründerin des Sehusafestes."
Begründerin des Sehusafestes."